cut/let
Es gleicht einem Ritual, jede Woche den überquellenden Briefkasten zu leeren und die Angebote durchzublättern. Mein Blick bleibt bei den einstigen Lebewesen haften, die uns – gehäutet und zerlegt – schutzlos ausgeliefert sind. Ich kann mich den perfekt werblich in Szene gesetzt und manipulierten Fleischstücken nicht entziehen. Selten wird ein Tierkörper in seiner ursprünglichen Form begreifbar, meistens sind es nur grotesk anmutende Kleinstteile, die keine Rückschlüsse auf die Morphologie erlauben.
Durch meine künstlerische Manipulation erfährt die reißerische Darbietung der Angebote eine Neubetrachtung. Mittels Digitalisierung überzeichne und verfremde ich die Abbildungen. Dabei zerstückel ich das Fleisch immer wieder, so dass letztendlich neue arteigene Formen entstehen. Diese wiederum komplettiere ich zu skulptural-surrealen Wesen.
Während des Collagierens prüfe ich, wäge ab und entscheide. In steter und stiller Überwachung des nächsten Arbeitsschritts entsteht ein Schutzraum für neues Wachstum. Er trägt zur wesenhaften Entfaltung bis hin zum neu erstarkten und kraftvollem Davonschreiten bei.
* inspiriert durch Lyrik von Paul Henry Campell
Katrin Salentin, Frühjahr 2019